MITEINANDER AUF DEM WEG
Wir stehen als Kirche in einer herausfordernden Zeit. Vieles wird diskutiert, besonders über Geld, Strukturen und Kürzungen. Aber worum geht es uns eigentlich im Kern? Was treibt uns an?
Wir von den Hoffnungsträger:innen hätten uns gewünscht, dass die Synode eine klare Vision für die Zukunft der Kirche formuliert – eine geistliche Grundlage, auf der alles Weitere aufbauen kann. Doch das ist bisher nicht geschehen.
Im Gespräch mit anderen wurde mir deutlich: In unserer württembergischen Landeskirche fehlt ein gemeinsames Bild davon, wohin wir gehen wollen. Stattdessen gibt es verschiedene Gesprächskreise – jeder mit einer eigenen Vorstellung, was Kirche sein soll. Das führt zu Reibung, manchmal sogar zu Gegeneinander. Was fehlt, ist eine verbindende Geschichte. Eine gemeinsame Vision, die uns eint, statt trennt.
Daher sind wir der Meinung, auch wenn die Kürzungen jetzt fernab einer solchen Vision entschieden wurden, wird es in Zukunft wichtig sein eine gemeinsame Vision zu finden. Eine Vision mit der wir nach der Kürzungen Zukunftskirche hoffnungsvoll gestalten können.
Aber wie können wir so eine Vision finden? Wo fangen wir an?
Ein möglicher Weg ist: Schauen wir zurück an den Anfang. In die Bibel. In die Apostelgeschichte. Wie lebte die erste Gemeinde kurz nach Pfingsten?
In Apostelgeschichte 2,42 – 47 lesen wir: „Die Menschen, die zum Glauben gekommen waren, trafen sich regelmäßig und ließen sich von den Aposteln unterweisen. Sie lebten in enger Gemeinschaft, brachen das Brot miteinander und beteten.“ (Basis Bibel)
Das ist kraftvoll. Vier einfache Dinge:
– Sie blieben im Glauben verbunden.
– Sie lebten echte Gemeinschaft.
– Sie feierten das Abendmahl miteinander.
– Sie beteten miteinander.
Erste Abläufe wie sie uns heute in Württemberg verbinden werden sichtbar.
Und es geschah noch mehr:
„Die Leute in Jerusalem wurden von Ehrfurcht ergriffen. Denn durch die Apostel geschahen viele Wunder und Zeichen.“
Die Gemeinde war sichtbar. In der Gesellschaft. Die Hoffnung wurde greifbar.
Und dann dieser wunderbare Vers:
„Voller Freude und in aufrichtiger Herzlichkeit aßen sie miteinander das Mahl. Sie lobten Gott und waren beim ganzen Volk hoch angesehen.“
Was für ein Bild! Hier steht nichts von Machtkämpfen, kein Gegeneinander. Stattdessen: Aufrichtige Begegnung miteinander. Eine Haltung die verbindet.
Vielleicht ist genau das unsere Vision: eine Kirche, in der wir einander auf Augenhöhe begegnen. Auch wenn wir das Evangelium verschieden verstehen – wir bleiben verbunden. Weil Jesus unsere Mitte ist. Weil wir viel verbindendes haben und gemeinsam in die Gesellschaft wirken können.
Nicht mit dem Ziel unterschiedliche Abläufe und Auslegungen unsichtbar zu machen oder die Debatte darüber zu verhindern. Sondern mit dem Ziel, in alldem das Verbindende nicht aus den Augen zu verlieren. Genau das ist unsere Stärke in Württemberg: Die Vielfalt.
Die Pariser Basis der internationalen YMCA-/CVJM-Bewegung sagt es so schön:
„Keine an sich noch so wichtigen Meinungsverschiedenheiten über Angelegenheiten, die diesem Zweck fremd sind, sollten die Eintracht geschwisterlicher Beziehungen unter den nationalen Mitgliedsverbänden des Weltbundes stören!„
Daher würde für uns der Start für die Suche nach einer Vision darin liegen, dass wir darauf schauen, was uns gemeinsam bewegt und antreibt.
Darum: Lasst uns gemeinsam aufbrechen. Vielleicht noch ohne fertigen Plan. Aber mit einer Vision. Mit dem Vertrauen, dass Gott uns führt. In den nächsten 12 Jahren. In die Zukunft seiner Kirche.
Folgendes Gebet fasst das für uns gut zusammen:
Belebe und bewege uns, Herr.
Bewege uns zu dir und zueinander.
Belebe und bewege uns, Herr
in die von dir geliebte Welt.
– Peter Strauch